Firmennachricht • 13.11.2008
Ladendiebstahl hat Hochkonjunktur im Einzelhandel
Das 2. Globale Diebstahlbarometer: Warenschwund kostet weltweit 71,165 Mrd. Euro. In Deutschland steigt die Schwundrate zum zweiten Mal in Folge auf 1,13 %. Insgesamt „bezahlen“ deutsche Einzelhändler und Konsumenten 4,7 Mrd. Euro.
Einfach nehmen, anstatt zu bezahlen – der „Fünf-Finger-Rabatt“ ist gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine milliardenschwere Belastung für den Einzelhandel. In Deutschland kostete er die Einzelhändler von Juli 2007 bis Juni 2008 rund 4,7 Mrd. Euro. Gemessen am Umsatz beträgt der Anteil 1,13 % – die Schwundrate ist damit das zweite Jahr in Folge angestiegen (2005: 1,07 %), so die Ergebnisse des 2. Globalen Diebstahlbarometers vom Centre for Retail Research (Nottingham).
„Die Kosten von Warenschwund im Einzelhandel haben nicht nur die Einzelhändler selbst zu tragen. Sie belasten die Verbraucher sowie die Gesellschaft insgesamt“, erklärt Rob van der Merwe, Vorstandsvorsitzender von Checkpoint Systems Inc., Sponsor der Studie. „Warenschwund ist eine ernsthafte Bedrohung für die Gewinne der Einzelhändler und führt für Konsumenten, die bereits die Belastung gestraffter Haushaltsbudgets während der Konjunkturdämpfung bewältigen müssen, zu einer ‚versteckten’ Steuer.“
Weltweit kostete Warenschwund den Einzelhandel 71,165 Mrd. Euro (1,34 % vom Umsatz). Während dieser Betrag gegenüber dem Vorjahr um 1,5 % sank, stiegen die durch Kriminalität im Einzelhandel verursachten Gesamtkosten im gleichen Zeitraum um 3,201 Mrd. Euro auf 76,803 Mrd. Euro. Neben den Kosten für Warenschwund (ohne interne Fehler) beinhalten diese auch die Aufwendungen für Sicherungsmaßnahmen. „Die Summe repräsentiert eine ‚Steuer’ von 157 Euro pro Haushalt oder 52 Euro pro Person in den 36 befragten Ländern“, so Professor Joshua Bamfield, Direktor des Centre for Retail Research.
Unehrliche Kunden sind Hauptursache
Während in Nord- und Lateinamerika der Diebstahl durch Mitarbeiter den größten Anteil am Warenschwund hat (46,3 % bzw. 42,0%), ist in Europa der Kundendiebstahl die Hauptursache – von Gelegenheitsdieben bis zur organisierten Kriminalität. In Deutschland sind sie für 53,2 % des Schadens (2,49 Mrd. Euro) verantwortlich, gefolgt von Mitarbeitern (26,9 %; 1,26 Mrd. Euro), Lieferanten (6 %; 0,28 Mrd. Euro) und internen Fehlern (13,9 %; 0,65 Mrd. Euro). Im europäischen Vergleich stehen Deutschlands Ladendiebe damit auf Platz drei: Lediglich in Österreich (56,5 %) und Griechenland (54,6 %) haben unehrliche Kunden einen noch größeren Anteil am Warenschwund.
Die Klaurenner sind Weine und Spirituosen, Kosmetik, Damenbekleidung, Parfum, Rasierklingen, DVDs und Videospiele sowie hochpreisige Lebensmittel. Heiß begehrt sind unter Langfingern vor allem neu eingeführte Artikel. Einzelhändler schätzen, dass durchschnittlich zwei bis fünf Prozent dieser Waren gestohlen werden. Bei populären Verkaufsschlagern wie z. B. Harry-Potter-Büchern, Videospielen und neu erschienenen DVDs sind es sogar bis zu acht Prozent.
2,8 Mio. Diebe in Europa gefasst
„Ein interessanter Fakt der Studie ist, dass Einzelhändler nahezu ein Drittel (30,3 %) der 50 am häufigsten gestohlenen Produktlinien nicht mit einer speziellen Sicherung versehen”, so van der Merwe weiter. Hier zeige sich die direkte Möglichkeit für den Einzelhandel, seine Schwundsituation zu verbessern. Gerade wenn die Rezession den Druck durch Warenschwund auf den Einzelhandel erhöht, bestehe die Notwendigkeit, Warenschwund-Management-Programme zu verbessern und besonders diebstahlgefährdete Produkte zum Schutz der Gewinne zielgerichtet zu sichern.
Dank Sicherungsmaßnahmen und verbesserter Prozesse fassten Einzelhändler in Europa im letzten Jahr bereits insgesamt 2,8 Mio. Diebe. Rund 97 % der gefassten Täter waren Kunden, drei Prozent Mitarbeiter. Unehrliche Kunden stahlen dabei im Durchschnitt für 74 Euro, die Beute von Mitarbeitern schlug durchschnittlich mit 2.142 Euro zu Buche.
„Hauptaufgabe der meisten Warensicherungssysteme ist es, eine starke Abschreckung für Diebe zu erzeugen, indem sie das Verhältnis von Chance und Risiko weniger attraktiv machen“, so Per Levin, Präsident für Warenschwund-Management-Systeme bei Checkpoint Systems. „Die Menschen sind einen bestimmten Lifestyle gewöhnt, den sie auch dann halten wollen, wenn sie z. B. ihren Job verlieren oder infolge einer Rezession weniger Geld zur Verfügung haben. In den nächsten Jahren werden Systeme und Prozesse konstant verbessert werden, um die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gelegenheitsdieb erwischt wird, weiter zu erhöhen.“
Waren sichern und das Einkaufserlebnis verbessern
Hauptmethode im Kampf gegen Langfinger ist die elektronische Artikelsicherung (EAS). Weltweit wird sie bei 38,3 % der 50 am häufigsten gestohlenen Produktlinien eingesetzt. 8 % der Einzelhändler integrieren die Sicherungsetiketten direkt bei der Herstellung in die Waren oder ihre Verpackung. „Moderne Sicherungssysteme helfen nicht nur, Verluste durch Warenschwund zu reduzieren. Sie fördern auch den Absatz, indem sie ehrliche Kunden so wenig wie möglich bei ihrem Einkauf beeinträchtigen“, so Dirk Endlich, Deutschland-Chef von Checkpoint Systems.
„Wir hoffen, dass Einzelhändler das diesjährige Globale Diebstahlbarometer als Instrument einsetzen, um die gegenwärtigen Trends beim globalen Warenschwund besser für sich nutzen zu können”, erklärt van der Merwe. „Während eines schwachen wirtschaftlichen Klimas, ist es wahrscheinlich, dass Warenschwund weiter ansteigt. Gerade deshalb ist es für Einzelhändler besonders wichtig, wachsam zu bleiben. Mit der Unterstützung dieser Studie wollen wir dem Einzelhandel und Experten bei der Schwundprävention helfen, neue und fortschrittlichere Antworten im Kampf gegen Warenschwund in einer sich ständig verändernden globalen Ökonomie zu formulieren.“
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